Freitag, 11. Januar 2008

Sehnsucht

Tango nimmt die Traurigkeit und gibt sie verstärkt wieder zurück.
Du trinkst aus diesem Becher und wirst immer durstiger.
Es ist jedes Mal so, wie ein wieder kehrender Reigen.
Jedes Mal von Neuem verfällst Du ihm, diesem Irrtum,
der dabei entsteht, wenn Du Dich ihm ganz hin gibst.
Du erwachst daraus und fühlst eine Leere in Dir
die Du umgehend wieder füllen willst.
Die Sehnsucht nagt, beständig und unnachgiebig.
Sie macht sich breit, krallt sich in der Seele fest.
Und es wäre noch schwerer, das aus zu halten,
wenn Du nicht ganz genau wüsstest, dass Du
so bald wie möglich wieder aus diesem Becher trinken wirst.
Es gibt keine Antwort darauf, so viel Du auch danach suchst.
Und um so tiefer Du eintauchst, wenn Du Dich hingibst,
jede kleinste Schwingung, die den Körper durchdringt spürst,
um so dringender willst Du wieder danach greifen,
um diese Sehnsucht zu betäuben.
Zuweilen packt Dich die Verzweiflung darüber,
dass es kein Ende gibt, dass Du es nicht finden kannst.
Und doch hoffst Du, es nie zu finden.
Damit die Traurigkeit auch weiterhin Tango tanzen kann...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Manchmal sind es einfach die glücklichsten Momente, die einem der Tango in den Tag zaubert.
Manchmal ist es einfach die Sehnsucht nach der Erlösung aus dem herzlosen realen Leben.
Für Stunden taucht man in eine Tango-Welt der viele Elemente des realen Lebens fehlen.
Würden die Menschen ihr Leben doch so verstehen, wie manche den Tango.
Würden wir morgens aus dem Haus gehen und uns in der realen Welt die glücklichsten Momente des Tages suchen, würde Tango vielleicht an Bedeutung verlieren.
Ist die Traurigkeit nicht eigentlich der Ausdruck dessen, dass die reale Welt kein Tango ist?

Traumstein hat gesagt…

Wenn die reale Welt ein Tango wäre, gäbe es da keine Traurigkeit? ich glaube es nicht. Nur in den wenigen Momenten des richtigen Glücks empfinden wir keine Sehnsucht. Wir sehnen uns ständig nach irgend etwas. Und das Gefühl, dass aus unerfülltem Sehnen wächst, ist die Traurigkeit.